Wohl kaum ein Autofahrer wird wohl ernsthaft von sich behaupten können, hinterm Steuer noch nie die Contenance verloren zu haben. Dafür ereignen sich im alltäglichen Verkehrsgeschehen einfach zu viele Situationen, in denen man, insbesondere wenn man gerade „nicht so gut drauf“ ist, aus der Haut fahren könnte. Sei es der nervende Drängler hinter einem, der schon fast Stoßstange auf Stoßstange fährt, sei es der rücksichtslose Rowdy, der an unübersichtlicher Stelle überholt und einen dabei „ausbremst“, sei es der gedankenlose Fußgänger, der einem ohne zu schauen vor das Auto läuft oder sei es der Rüpel, der einen auch noch mit einer beleidigenden Geste bedenkt, nachdem er sich unrechtmäßig die Vorfahrt erzwungen hat. Nahezu jeder Autofahrer kann nahezu jeden Tag von Vorfällen berichten, die ihn zornig machten.

Aber nur fast. Denn es gibt auch andere, die in solchen Situationen kühlen Kopf und ruhiges Blut bewahren. Ihnen ist es meist zu verdanken, wenn aufregende Erlebnisse nicht noch eskalieren. Da muss man gar nicht die Fälle erwähnen, in denen Verkehrsteilnehmer gegen andere handgreiflich wurden. Darüber wird dann in den Medien berichtet. Viel häufiger passiert es dagegen, dass ein aufgebrachter Autofahrer mal wieder Selbstjustiz übt, etwa indem er ohne Vorwarnung und ohne Grund mal kurz abbremst. Dadurch werden jeden Tag zum Teil äußerst riskante Vorfälle heraufbeschworen, von denen man meist nur erfährt, wenn dabei etwas schief ging.

Die Liste der Ereignisse, in denen Verkehrsteilnehmer emotional überreagieren, ihren Zorn, Frust oder schlechten Tag abreagieren und wie sie dies tun, ließe sich beliebig erweitern. Doch das Prinzip bleibt fast immer gleich: Heftige Emotionen erzeugen im Straßenverkehr hohe Risiken. Deshalb empfehlen Sicherheitsexperten auch immer wieder, sich im Falle eines Falles nicht provozieren zu lassen oder in Ärger hineinzusteigern, sondern lieber die eigene Drehzahl zu senken, sprich die hochkochenden Emotionen herunterzufahren. Oder sich am besten erst gar nicht aufzuregen, sondern zu entspannen. Das fördert auch das eigene Wohlbefinden.

Denn wer mit Souveränität und Gleichmut auf Provokationen – insbesondere die vermeintlichen – und Fehlverhalten anderer Verkehrsteilnehmer reagiert, kann mögliche Eskalationen vielfach schon im Keim ersticken. Derjenige bleibt Herr der Situation, entscheidet selbst über sein Verhalten, lässt sich nicht aus der Laune heraus zu Unbedachtem hinreißen und beugt negativen Emotionen vor, die eine möglicherwiese zuvor angenehme Stimmung vermiesen können.

Erstaunlich, aber wahr – auch besonders gute Laune kann am Steuer gefährlich sein. Denn diese Fahrer tendieren in ihrer Euphorie oft dazu, übermütig zu werden und Risiken zu unterschätzen. Die Folgen davon sind auch allzu oft Unfälle mit Verletzten.

Aus all diesen Gründen raten die Fachleute zu Gelassenheit am Steuer: sich nicht auf jeden vermeintlichen Machtkampf mit anderen Verkehrsteilnehmern einzulassen, nicht jede Gereiztheit anderer mit eigener Gereiztheit zu beantworten und sich im Zweifel, wenn „es mal wieder nicht vorangeht“, mit Geduld zu wappnen. Häufig kann man Stress am Steuer auch entgehen, indem man möglichem Zeitdruck vorbeugt und lieber ein wenig früher startet als unbedingt notwendig. Und wer sich selbst als sehr angespannt oder emotional aufgewühlt wahrnimmt, sollte besser erst mal einen Stopp einlegen, genauer gesagt sowohl die Fahrt als auch den stressigen Gedankenfluss unterbrechen und sich beruhigen. Das kann zum eigenen Wohl sowie dem anderer Verkehrsteilnehmer sehr nützlich sein.

Übrigens: Einer gemeinsamen Studie der Universität Würzburg und der RWTH Aachen zufolge werden mehr als 50 Prozent der befragten Fahrer häufig bis sehr häufig aggressiv im Auto. Damit stellt rund jeder zweite Autofahrer ein erhebliches Gefährdungspotenzial im Straßenverkehr dar. Und es sind nicht immer die anderen …

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