Im vergangenen Jahr hat das Corona-Virus die Unfallstatistik für Motorräder „aufgehübscht“. Denn amtlichen Angaben zufolge begann die Motorradsaison 2020 – pandemiebedingt – später als gewöhnlich. In der Folge ging die Zahl der registrierten Motorradunfälle nach Angaben des Statistischen Bundesamtes von 27.850 im Jahr 2019 auf insgesamt 26.087 im vergangenen Jahr zurück. Die Zahl der Verletzten sank dabei von 27.385 auf 25.546. Aus diesen Zahlen wird deutlich, dass Motorradfahrer im Straßenverkehr erheblich verletzungsgefährdet sind – immerhin ist nahezu jeder Motorradunfall mit Verletzungen des Kradfahrers verbunden. 

Wie die Statistiken ausweisen, sind bei Motorradunfällen meist Autofahrer die Unfallgegner. Und rund drei Viertel aller Kollisionen zwischen Auto und Motorrad werden von Autofahrern verursacht. Daher sollten Zweiradfahrer sich mit den Hauptunfallursachen vertraut machen und dagegen wappnen: Indem sie sich auf das Fehlverhalten anderer Verkehrsteilnehmer einstellen und versuchen, es so weit wie möglich zu antizipieren.

Unfälle mit Beteiligung von Bikern kommen meist dadurch zustande, dass die Motorradfahrer von den Lenkern vierrädriger Kraftfahrzeuge übersehen oder falsch eingeschätzt werden. Daran lassen die Auswertungen von Unfallprotokollen keinen Zweifel. Daher lautet eine erste grundsätzliche Empfehlung an alle Zweiradfahrer, besser auffällige Kleidung zu tragen. Wer bei schlechten Lichtverhältnissen dunkel gekleidet auf dem Motorrad – aber auch mit dem Fahrrad – unterwegs ist, läuft nun mal eher Gefahr, von anderen Verkehrsteilnehmern nicht wahrgenommen zu werden. Um die Sichtbarkeit von Motorrädern zu verbessern, gilt hierzulande auch die Vorschrift, dass Krafträder tagsüber das Fahr- bzw. Abblendlicht eingeschaltet haben müssen – und zwar unabhängig von den Sicht- bzw. Wetterverhältnissen. 

Verkehrssicherheitsforscher haben inzwischen mehrere Situationen herausgearbeitet, die für Kollisionen zwischen Pkw- und Motorradfahrern typisch sind. Dabei handelt es sich erstens um Aufeinandertreffen an Kreuzungen mit Rechts-vor-Links-Regelung, mit Stoppschildern oder Ampelanlagen, die auf Blinklicht geschaltet sind. Hier werden Zweiräder von Autofahrern vielfach zu spät wahrgenommen, weil Letztere oft ganz und gar damit beschäftigt sind, sich zu orientieren. Hinzu kommt in solchen Fällen häufig, dass das Motorrad von Bäumen, Gebäuden oder anderen Fahrzeugen verdeckt wird, sich im Schatten befindet oder der Autofahrer gegen die Sonne schauen muss. Ihm ist also die Sicht auf den Biker eingeschränkt bis komplett genommen. Deshalb sollten Motorradfahrer an solchen Stellen grundsätzlich immer besonders auf der Hut sein, vorsichtshalber die Geschwindigkeit so weit reduzieren, dass sie gegebenenfalls noch rechtzeitig bremsen oder ausweichen können, und sich nicht darauf verlassen, von den Autofahrern gesehen zu werden.

Gleiches gilt im Prinzip für linksabbiegende oder plötzlich ausscherende Autos. Auch deren Fahrer können entgegenkommende oder sich von hinten nähernde Motorräder leicht übersehen. Das betrifft auch Pkw-Lenker, die sich im letzten Moment dazu entschließen, in eine Tankstelle oder eine Einfahrt einzubiegen und deshalb abrupt abbremsen. Sie vergewissern sich gleichfalls oft nicht, ob sie mit ihrem Manöver Zweiradfahrer in Bedrängnis bringen. Stress zwischen Auto- und Motorradfahrern kann ebenso leicht aufkommen, wenn sich Biker im „toten Winkel“ der Auto-Rückspiegel befinden und der Pkw-Lenker daraufhin einen Spurwechsel vornimmt oder zum Überholen ansetzt.

Zahlreiche Motorradunfälle ereignen sich auf Landstraßen. Ursache dafür sind vielfach Situationen, in denen ein Autofahrer beim Überholen ein entgegenkommendes Bike nicht rechtzeitig wahrnimmt – oder aber ein Motorradfahrer eine Kurve falsch einschätzt und auf die Gegenfahrbahn gerät. Die daraus resultierenden Kollisionen mit höherer Geschwindigkeit kosten viele Biker sogar das Leben.

Letztlich ist es in allen Fällen, bei denen sich Autos und Zweiräder „ins Gehege kommen“, leider so, dass die Motorrad- oder Radfahrer grundsätzlich die Gefährdeten sind, weil ihnen Knautschzonen und andere Sicherheitsmerkmale von Autos fehlen. Deshalb sollten Zweiradfahrer immer auf Fehler anderer Verkehrsteilnehmer gefasst sein. Das bedeutet für sie, vorausschauend, umsichtig und defensiv zu fahren – im eigenen Interesse.

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