„Nach unserer aktuellen Hochrechnung werden die Beitragseinnahmen auf rund 33,6 Milliarden Euro steigen – aber die Versicherer zwischen 34,9 und 35,6 Milliarden Euro für Schäden und Verwaltung ausgeben müssen“, erklärt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Bereits im vergangenen Jahr hatten die Kfz-Versicherer ein Minus in Höhe von über drei Milliarden Euro ausgewiesen.
Als Grund für die schlechten Zahlen benennt der GDV die seit Jahren steigenden Reparaturkosten. Sowohl die Ersatzteile als auch die Arbeit in den Kfz-Werkstätten würden immer teurer, berichtet Asmussen. Der Dachverband der Versicherer geht davon aus, dass in diesem Jahr ein durchschnittlicher Sachschaden in der Kfz-Haftpflichtversicherung eines Pkw rund 4.000 Euro kosten dürfte. Zum Vergleich: 2014 waren es laut GDV noch 2.500 Euro.
Damit drückt der Verband in konkreten Zahlen aus, worüber sich die Branche schon seit geraumer Zeit heftig beklagt: Die Kfz-Versicherer müssen sich mit immer weiter wachsenden Aufwendungen für Autoreparaturen auseinandersetzen. Dieser Trend bewirkte selbst beim Branchen-Primus HUK-COBURG eine sich weiter verschlechternde sogenannte Schaden-Kosten-Quote im vorigen Jahr, wie das Vorstandsmitglied der Versicherungsgruppe, Dr. Jörg Rheinländer, Anfang dieses Jahres beim aktuellen Goslar Diskurs der Studiengesellschaft für verbrauchergerechtes Versichern e. V. (Goslar Institut) mitteilte. Infolgedessen schreiben die Unternehmen zum Teil tiefrote Zahlen in dem Segment. Verantwortlich dafür machte auch Dr. Rheinländer beim Goslar Diskurs die immer teurer werdenden Ersatzteile und die immer weiter steigenden Stundensätze in den Werkstätten.
Für die Versicherten bedeutet das zwangsläufig Prämienerhöhungen, wenn die Kfz-Versicherer deutlich mehr Geld ausgeben müssen als sie einnehmen. Schon zum Jahreswechsel 2023/24 setzten folgerichtig die meisten Unternehmen ihre Prämien hoch, zum Teil um mehr als zehn Prozent, wie das Handelsblatt berichtet. Und obwohl die Versicherungen bereits weitere Steigerungen ankündigten, befürchten viele von ihnen, dass es noch bis 2025 oder 2026 dauern könnte, bis sie wieder in die Gewinnzone zurückkehren.
Vor allem Versicherer mit einem großen Anteil im Kfz-Geschäft sind stark von der aktuellen Situation betroffen, wie das Fachmagazin AssCompact analysiert. Infolgedessen habe die HUK-COBURG als größter Kfz-Versicherer Deutschlands im Jahr 2023 einen Verlust von 216,3 Mio. Euro im Kfz-Geschäft eingefahren. HUK-COBURG-Vorstand Dr. Rheinländer geht davon aus, dass die angespannte Situation bei den Kfz-Versicherern noch länger anhalten wird. Man sei den Kosten für Ersatzteile ein Stück weit ausgeliefert, bedauert Rheinländer, da es sich bei den designgeschützten Ersatzteilen quasi um einen Monopolmarkt handele.
Dem sogenannten Designschutz, jenem Gesetz also, demzufolge bei der Reparatur eines Unfalls alle beschädigten sichtbaren Autoteile nur durch teure Original-Ersatzteile ersetzt werden dürfen, ist es nach Ansicht der Branche geschuldet, dass viele Ersatzteile deutlich stärker im Preis stiegen, als sich durch die allgemeine Teuerung (Inflation) erklären lässt. Die Designschutzrichtlinie 98/71/EG der EU, die durch das Designgesetz hierzulande in nationales Recht umgesetzt wurde, räume den Autoherstellern somit ein Quasi-Monopol ein, kritisieren nicht nur die Kfz-Versicherer.
Wer von ihnen nun wann und wie stark seine Prämien erhöht bzw. erhöhen muss, um nicht zuletzt den Forderungen der BaFin zu genügen, bleibt jedem einzelnen Unternehmen selbst überlassen, wie auch der GDV betont. Allerdings lässt sein Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen nicht unerwähnt, dass die Finanzaufsicht BaFin die Versicherer gemahnt hatte, bei der Kalkulation ihrer Prämien die Schadeninflation angemessen zu berücksichtigen…
Links
- https://www.gdv.de/gdv/medien/medieninformationen/kfz-versicherern-drohen-auch-2024-milliardenverluste-176046
- https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/versicherer/reparatur-gdv-kfz-versicherern-drohen-auch-2024-milliardenverluste/100031401.html
- https://www.merkur.de/auto/reparatur-kosten-kfz-versicherung-beitraege-erhoehung-milliarden-verluste-praemien-zr-92998937.html
- https://www.asscompact.de/nachrichten/milliardenverluste-im-kfz-gesch%C3%A4ft-steigen-pr%C3%A4mien-weiter