Online-Konto gehackt? Computer vom Virus befallen? Sensible Daten gestohlen? Das ist nicht nur für Unternehmen, sondern auch für Privatpersonen eine Horrorvorstellung, bringen die Analysten das Problem auf den Punkt. Und sie gehen davon aus, dass angesichts der zunehmenden Cyberangriffe auch auf private Internetnutzer die digitalen Risiken weiter zunehmen werden. Da könne eine private Cyberversicherung eine wertvolle Absicherung bieten, stellt das Analysehaus fest.
Demnach enthalten Cyberversicherungen Hilfe nach Vorfällen wie Datenklau (Phishing), Cybermobbing, Schadsoftware (Malware), Identitätsmissbrauch beim Online-Banking oder Betrug beim Online-Shopping. Der finanzielle Schutz, den die Versicherer bieten, umfasst etwa die Übernahme von Kosten für die Wiederherstellung von Daten, für die Reparatur von Geräten sowie für Rechtsberatung. Darüber hinaus beinhalten die Policen gegebenenfalls Support bei Prävention und Krisenbewältigung sowie Unterstützung bei der Wiederbeschaffung von Daten oder dem Löschen missbräuchlicher Websites.
Bedrohungen nehmen allgemein zu
Laut dem kürzlich erschienen Report des Rückversicherers Munich Re „Global Cyber Risk and Insurance Survey 2024“ sollen Cyberbedrohungen zunehmen – und damit gleichzeitig auch die Bedeutung von Cyberversicherungen für Privatpersonen. Die Verfasser des Reports berichten anhand von Umfrageergebnissen, dass das Bewusstsein für Cyberbedrohungen bei den Menschen gestiegen sei. Demnach machen sich nur noch 12 Prozent der Befragten keine Sorgen um ihre digitale Sicherheit. Dagegen äußern sich 53 Prozent der Befragten besorgt oder äußerst besorgt über die zunehmenden Cyberangriffe, die eben nicht nur Unternehmen und Institutionen, sondern auch das private digitale Leben betreffen. Dementsprechend steige auch die Akzeptanz für private Cyberversicherungen langsam, aber stetig, heißt es weiter. Dennoch habe sich der Internetschutz für Privatpersonen in Deutschland bislang nicht umfassend etabliert.
Doch welche Cyberversicherungen sind für Privatpersonen überhaupt empfehlenswert? Insgesamt seien die Bestrebungen der Versicherer im Bereich der privaten Cyberversicherungen zurückhaltend, fasst Michael Franke, Mitbegründer der Franke und Bornberg-Analyse- und Ratingagentur für Versicherungsprodukte, zusammen. „Viele Tarife weisen erhebliche Schwächen auf, wobei vier der untersuchten Tarife sogar mit einem klaren „ungenügend“ bewertet werden“, kritisiert Franke. Und er wird konkret: Die Schwächen der Durchgefallenen äußern sich demnach beispielsweise darin, dass der Missbrauch von Konten, Daten oder Identitäten nicht versichert ist oder dass zwar die Datenrettung abgedeckt wird, jedoch nicht die Wiederherstellung der Geräte. Darüber hinaus fehlten häufig auch umfassende Leistungen zur Cyber-Haftpflicht und Cyber-Rechtsschutz vollständig, fährt der Branchenkenner fort.
Vier Versager
In dem aktuellen Ranking von Franke und Bornberg schneiden zwar zehn Anbieter mit „gut“ ab, aber die Bestwertungen „hervorragend“ und „sehr gut“ erreicht kein einziger. Am unteren Ende der „Bestenliste“ scheitern vier Policen sogar komplett an den Kriterien der Analysten. Auffällig dabei: Es sind renommierte Namen unter den Anbietern, die „gewogen und für zu leicht befunden“ wurden. So kann der Tarif „webaktiv Basis“ der ARAG ebenso wenig den Anforderungen genügen wie der Internet-Schutzbrief der Ergo Direkt, Gleiches gilt für die Cyberversicherung SMART von Europ Assistance und den WebSecure-Schutzbrief von Roland Rechtsschutz, wie die Ratingagentur konstatiert. Diese vier Anbieter schneiden jeweils mit einem glatten „ungenügend“ als Note ab.
Die Bestrebungen der Versicherer im Bereich der privaten Cyberversicherungen seien insgesamt zurückhaltend, ordnet Franke und Bornberg die Ergebnisse abschließend ein. Viele Tarife würden noch erhebliche Schwächen aufweisen. Unterm Strich bleibe die Landschaft der privaten Cyberversicherungen „nicht nur unübersichtlich“, sondern werde von den Versicherern auch trotz steigender Risiken vernachlässigt, resümiert Michael Franke.
Bleibt die Frage: Wer braucht eine Cyberversicherung? Nach Einschätzung der Redaktion von „Finanztip“ sollten Unternehmen und Selbstständige aufgrund der durch Untersuchungen belegten Risiken über eine Absicherung nachdenken. Dazu verweisen die Experten auf Erhebungen des Digitalverbandes Bitkom, denen zufolge in den vergangenen Jahren bereits neun von zehn Unternehmen in Deutschland einen solchen Angriffsversuch erlebten. Für Privatpersonen hingegen hält Finanztip eine Cyberversicherung für eher nicht sinnvoll. Zwar würden auch Privatpersonen von Erpressungen, Betrügereien oder Diebstählen betroffen, dennoch sei die Gefahr hier wesentlich geringer, meinen die Ratgeber. Auch die Verbraucherzentrale weist darauf hin, dass viele „gängige“ Versicherungen bereits eine Reihe der Aspekte von Internetkriminalität absichern. So zum Beispiel eine Private Haftpflichtversicherung, eine Hausratversicherung oder eine Rechtsschutzversicherung. Für den privaten Bereich sei ein Privater Cyberversicherungsschutz daher nach jetzigem Stand oft überflüssig, urteilen die Verbraucherberater.
Links
- https://www.franke-bornberg.de/blog/private-cyber-versicherung-rating
- https://www.franke-bornberg.de/ratings/kompositversicherung/cyber-privatversicherung/cyber-privatversicherung
- https://www.verbraucherzentrale.nrw/wissen/geld-versicherungen/weitere-versicherungen/cyberversicherung-ist-sie-sinnvoll-35611
- https://www.finanztip.de/cyberversicherung/
- https://www.munichre.com/de/insights/cyber/global-cyber-risk-and-insurance-survey-2024.html