
Die KFZ-Versicherungsunternehmen klagen schon seit einigen Jahren über zunehmend steigende Kosten für die Regulierung von Kraftfahrzeug-Schäden (das Goslar Institut berichtete). Bereits 2023 verzeichnete die Branche allein in der Kfz-Versicherung wegen der gestiegenen Reparaturpreise einen versicherungstechnischen Verlust von rund 2,9 Milliarden Euro. Für das Geschäftsjahr 2024 berichtete GDV-Präsident Norbert Rollinger jüngst von einem versicherungstechnischen Verlust in der Kfz-Versicherung von immer noch rund 2 Milliarden Euro.
Das bedeutet zwar eine Verbesserung im Vergleich mit dem Vorjahr, wie auch Rollinger kommentierte. Doch die Schaden-Kosten-Quote, die sogenannte Combined Ratio der Kfz-Versicherer insgesamt, fiel 2024 mit 106 Prozent weiterhin negativ aus. Denn demnach musste die Branche im vergangenen Jahr für jeden eingenommenen Euro 1,06 Euro wieder ausgeben. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 lag die Combined Ratio sogar bei 111,3 Prozent.
Höhere Prämien sollen Verluste ausgleichen
Auf diese Zahlen reagierten die Versicherungsunternehmen gezwungenermaßen – obwohl der Wettbewerb in dieser Branche als sehr hoch gilt – mit Prämienerhöhungen. Wie das Vergleichsportal Verivox mitteilte, stiegen die Preise für die Kfz-Versicherung 2025 bereits das dritte Jahr in Folge. Im Vergleich zum Vorjahr gingen die Prämien demnach im Marktschnitt nochmal um 16 Prozent nach oben, wie aus dem Verivox-Kfz-Versicherungsindex hervorgeht. Somit zahlten Autofahrer für ihre Versicherung heute im Schnitt 50 Prozent mehr als noch im April 2022, erklärt die Online-Plattform.
Verantwortlich für die Verteuerung machen die Kfz-Versicherungsunternehmen insbesondere ihre seit Jahren in die Höhe gehenden Ausgaben für Autoreparaturen. Und an diesem Trend soll sich laut einer aktuellen Hochrechnung des GDV auch in diesem Jahr nichts ändern. In der Prognose auf Basis des ersten Quartals 2025 kündigt der Branchenverband an, dass die Versicherer für Schäden voraussichtlich rund 4,5 Prozent mehr aufzuwenden hätten als im Vorjahr.
Der GDV führt die erneute Teuerung wiederum auf steigende Preise für Ersatzteile und Werkstattarbeiten zurück. In dem Zusammenhang kritisiert GDV-Hauptgeschäftsführer Asmussen insbesondere den sogenannten Designschutz für Autohersteller. Dieser schützt nicht nur das Design von Fahrzeugen, sondern auch das aller sichtbaren Karosserie-Ersatzteile wie Kotflügel, Motorhauben, Außenspiegel oder Türen. So werden Autofahrer und Werkstätten gezwungen, viele dieser Ersatzteile direkt vom Autohersteller zu kaufen, wie der GDV schon seit längerem bemängelt. „Ein freier Wettbewerb existiert hier praktisch nicht“, bemängelt Asmussen. Eine Gesetzesänderung soll den Designschutz zwar reformieren, doch die bestehenden Rechte der Autohersteller würden dennoch bis 2045 erhalten bleiben, bedauern die Kfz-Versicherer.
„Quasi-Monopol“ der Autohersteller
„Dieses Quasi-Monopol für sichtbare Ersatzteile wie Kotflügel, Scheinwerfer oder Kofferraumklappen hat sich zu einer regelrechten Kostenfalle für Autofahrer entwickelt, da die Hersteller die Preise fast nach Belieben diktieren können“, schimpft Asmussen Zwar habe die Bundesregierung im Jahr 2020 eine Reparaturklausel eingeführt, doch dank ausufernder Übergangsfristen werde es einen wirklich freien Wettbewerb auf dem Ersatzteilmarkt nicht vor 2045 geben, missbilligt er.
Nach Auswertungen des GDV waren Ersatzteile im Jahr 2024 rund 75 Prozent teurer als 2014, wie der Versicherungsverband veranschaulicht. Und er fügt hinzu: Die allgemeine Inflation lag im selben Zeitraum nur bei rund 28 Prozent. Das ist ein erheblicher Unterschied.
Wie der GDV betont, entstanden den Kfz-Versicherern aufgrund der rasant steigenden Reparaturkosten in den vergangenen zwei Jahren Verluste in Höhe von fast fünf Milliarden Euro. Darauf reagierten die Unternehmen mit Beitragserhöhungen. Nach der aktuellen GDV-Hochrechnung sollen die Kfz-Versicherer 2025 unter dem Strich keine weiteren Verluste schreiben. Nur in der Vollkaskoversicherung dürften die Ausgaben für Schäden und Verwaltung weiterhin die Beitragseinnahmen übersteigen, prognostiziert der Branchenverband. Doch erste Zahlen zeigten, dass der Preisdruck in der Kfz-Versicherung auch im laufenden Jahr hoch bleibe, warnt Asmussen.
Weitere Prämienerhöhungen nicht ausgeschlossen
Wie sich diese Entwicklung auf die Prämien der Kfz-Versicherung konkret auswirken werde, bleibe der Entscheidung jedes einzelnen Versicherers überlassen, hält sich der Verband mit Vorhersagen zurück. Allerdings hebt der GDV ebenfalls hervor, dass nicht zuletzt die Versicherungsaufsicht BaFin von den Kfz-Versicherern erwarte, dass sie die „Schadeninflation“ bei der Kalkulation ihrer Prämien angemessen berücksichtigten, betont der GDV. Zur Erinnerung: Die Finanzaufsichtsbehörde hatte die Branche zuvor entsprechend ermahnt.
Unterm Strich könnten die Kfz-Versicherer nach der GDV-Hochrechnung nun also erstmals Licht am Ende des Tunnels sehen und 2025 insgesamt wieder ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen, fasst der Versicherungsbote zusammen. Bleibt abzuwarten, wie sich das auf die Beiträge der Versicherten auswirkt. Denn eines ist auch klar, wie der Versicherungsverband unterstreicht: Die Reparaturkosten werden weiter steigen…
Links
- https://www.gdv.de/gdv/medien/medieninformationen/kfz-versicherer-erwarten-weiter-steigende-reparaturkosten–188820
- https://www.kfz-betrieb.vogel.de/autoreparaturkosten-steigen-weiter-a-96e3ebb2d14892dbb8a1fdf65c1447eb/
- https://www.versicherungsbote.de/id/4939900/Kfz-Versicherung-Steigende-Reparaturkosten-sorgen-fuer-Preisdruck/
- https://www.asscompact.de/nachrichten/gdv-peilt-fuer-2025-%E2%80%9Eschwarze-null%E2%80%9C-der-kfz-versicherung
- https://www.verivox.de/kfz-versicherung/nachrichten/teure-zeiten-fuer-autofahrer-erneut-16-prozent-preissteigerungen-in-der-kfz-versicherung-1121161/#:~:text=Im%20Vergleich%20zum%20Vorjahr%20sind%20die%20Pr%C3%A4mien,Prozent%20mehr%20als%20noch%20im%20April%202022.
- https://www.auto-motor-und-sport.de/verkehr/kfz-versicherung-immer-teurer-ersatzteilpreise-analyse/