Einen wesentlichen Beitrag dazu können nach Ansicht von Experten auch selbstfahrende Nutzfahrzeuge leisten. So wirbt etwa Hersteller Volvo für seine Studie eines sogenannten Roboter-Lkw, dass es sich dabei um eine innovative Transportlösung handele, die den Gütertransport „effizienter, sicherer und sauberer“ mache. Die Roboter-Trucks, wie die autonom fahrenden LKW auch genannt werden, machen alles selbst: lenken, bremsen, Gas geben, all diese bisherigen Funktionen des Fahrers werden vom Computer ausgeführt. Mit der Folge, dass die Trucker langfristig überflüssig werden.

Bis dahin ist es zwar noch ein ganzes Stück Weg, um im Bild zu bleiben, denn bislang schreibt der Gesetzgeber vor, dass auch bei autonomen LKW immer noch ein Fahrer an Bord zu sein hat, der notfalls ins Geschehen eingreifen kann. Das liegt nicht zuletzt daran, dass rechtlich noch nicht geklärt ist, wer haftet, wenn ein Roboter-LKW in einen Unfall verwickelt ist. Nach der aktuell geltenden Straßenverkehrsordnung wäre der Fahrer eines autonomen Nutzfahrzeugs sein Hersteller. Dieser hätte also bei Unfällen zu haften. Doch dazu müsste das Unfallopfer dem Produzenten des selbstfahrenden Autos eine Schuld an dem Geschehen nachweisen können, etwa in Form eines Programm- oder Systemfehlers.

Dieses Manko wird die autonomen Fahrzeuge langfristig jedoch nicht ausbremsen, sind sich die Experten sicher, auch nicht die Roboter-Trucks. Denn die selbstfahrenden Nutzfahrzeuge bieten einfach zu viele Vorteile für die Logistikbranche. So geht etwa das zum PwC-Netzwerk gehörende Strategieberatungsunternehmen Strategy& laut einer aktuellen Studie davon aus, dass die Digitalisierung sowie Automatisierung von Logistikprozessen und Lieferfahrzeugen die Logistikkosten für standardisierte Transporte bis 2030 um 47 Prozent senken wird. Rund 80 Prozent dieser Ersparnisse werden demnach dem Abbau von Personal in der Transport- und Logistikbranche geschuldet sein: Der Computer ersetzt den Trucker. Der sitzt demnach zwar noch eine Weile in der Kabine des automatisierten LKW, doch während sein Fahrzeug autonom über die Autobahn düst, kann der Fahrer zur Western-Gitarre greifen und den „Highway-Song“ intonieren, wie Spötter witzeln. So ähnlich sähe demnach die Trucker-Romantik der Zukunft aus.

Ganz davon abgesehen, dass am Ende der Entwicklungsplanung zu den selbstfahrenden LKW das führerlose Fahrzeug stehen soll. Das spart nämlich nicht nur Personalkosten, sondern auch Zeit: So sollen laut der Strategy&-Studie autonom fahrende Lkw statt aktuell 29 Prozent der Zeit ab 2030 bereits 78 Prozent der Zeit unterwegs sein können – weil Ruhepausen für Fahrer entfallen und Leerlaufzeiten durch den Einsatz von Algorithmen sinken. Das bedeutet erhebliche Effizienzsteigerungen durch die Digitalisierung, welche die Berater auf 41 bis 60 Prozent über die Logistik-Wertschöpfungskette hinweg taxieren.

Auch das äußere Erscheinungsbild der LKW wird sich demnach verändern, weil beim Roboter-Truck mangels Fahrer dessen Kabine wegfallen kann. Pro Lkw ergebe sich hier ein Einsparungspotenzial von bis zu 30.000 Euro, rechnen die Verfasser der „Truck Study 2018“ von Strategy& vor. Dem sollen zwar höhere Kosten für die Technologien zum autonomen Fahren entgegenstehen, doch unterm Strich werden die LKW demnach schon 2030 rund sieben Prozent weniger kosten als bisher.

Insgesamt stehe die Logistikbranche mit der Digitalisierung vor einem massiven technologischen Wandel, der altbekannte Geschäftsmodelle und traditionelle Rollen von Spediteuren, Lkw-Unternehmern oder Fernfahrern verändere, fasst Dr. Gerhard Nowak, Partner bei Strategy& Deutschland, zusammen. Auch für Lkw-Hersteller schwinde durch den Wandel zum autonomen Truck die Bedeutung von Ausstattungsmerkmalen und Fahrkomfort. In Zukunft gehe es darum, die bessere Kostenbilanz pro Kilometer zu bieten, ist Nowak überzeugt. Das wiederum könnte aber auch bedeuten, dass die Lkw-Hersteller zusätzliche Geschäftsmodelle mit Mobilitätsdienstleistungen entwickeln und so schließlich in direkten Wettbewerb zu ihren heutigen Kunden treten.

Eines lässt sich nach Einschätzung Nowaks heute bereits absehen: „Schon in wenigen Jahren werden die Nutzfahrzeug- und die Logistikbranche zu einem Ökosystem verschmelzen, das digital und effizient gesteuert wird“. Verschmelzen können dann auch die einzelnen LKW zu vernetzten Truck-Kolonnen, bei denen der führende Wagen noch konventionell von einem Fahrer gesteuert wird und der darauf folgende vom Computer. Theoretisch lassen sich so ganze Truck-Konvois mit mehreren Fahrzeugen zusammenstellen, die im Abstand von 15 Metern zwischen den LKW wie ein Güterzug über die Autobahn sausen. Dieses sogenannte „Platooning“ soll sowohl Sprit als auch Platz auf den vollen Autobahnen sparen. Ein solcher vernetzter Lastwagen-Konvoi („Platoon“), bei dem die Fahrzeuge mit einer Art elektronischer Deichsel miteinander verbunden sind, wird bereits unter Realbedingungen auf der A9 zwischen München und Nürnberg getestet.

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