Der Begriff „Nachhaltige Mobilität“ umfasst auch aus Sicht des Umweltbundesamtes (UBA) erheblich mehr als nur, den Verkehr umwelt- und klimaverträglicher zu organisieren. Vielmehr geht es ebenfalls um Faktoren wie Kosteneffizienz, womit nicht billigeres Autofahren gemeint ist, sondern eine Senkung aller volkswirtschaftlichen Belastungen durch Mobilität oder die Reduktion von Lärmbelastung. Eine weitere Aufgabe der vielzitierten „Mobilitätswende“ muss unter anderem darin bestehen, die Erreichbarkeit im ländlichen Raum zu gewährleisten und zu verbessern. Mobilität ist insofern nicht als Möglichkeit zu verstehen, von A nach B zu gelangen, sondern bei möglichst geringem Ressourcen- und Mitteleinsatz die Erreichbarkeit und Beweglichkeit möglichst vieler Menschen sicherzustellen. Kurz, es geht um ein kosteneffizientes Mobilitätsmanagement, das Mobilität auch „enkeltauglich“ macht.

Stattdessen verursacht der motorisierte Verkehr durch die Emission von Klimagasen, Luftschadstoffen und Lärm sowie Flächeninanspruchnahme und Ressourcenverbrauch nach wie vor viele negative Umweltwirkungen, wie das UBA konstatiert. Dies trifft leider auch zu, obwohl die einzelnen Fahrzeuge deutlich sauberer und leiser geworden sind im Vergleich zu ihren Vorgängergenerationen. So hat sich – als ein Beispiel – mit der Zunahme der Verkehrsleistung der Energieverbrauch des Verkehrs in Deutschland laut UBA seit 1960 mehr als verdreifacht. Aktuell verursacht der Verkehr demnach rund ein Fünftel der Gesamt-Treibhausgasemissionen in Deutschland.

Die Antwort darauf kann jedoch nicht darin bestehen, Verkehr zu unterbinden, sondern mehr Mobilität mit weniger Verkehrsaufkommen zu erreichen, betont das Umweltbundesamt. Dazu muss Mobilität intelligenter, smarter organisiert werden – durch einen Mix von Maßnahmen, da einzelne Eingriffe nicht die notwendige Wirkung entfalten können. Um das im Klimaschutzgesetz (KSG) der Bundesregierung festgeschriebene Ziel, die jährlichen Treibhausgasemissionen im Verkehrsbereich von aktuell rund 150 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente auf 95 Tonnen im Jahr 2030 abzusenken, zu erreichen und langfristig bis zum Jahr 2045 das Ziel der Treibhausgasneutralität zu verfolgen, sind Anreize zur Veränderung des persönlichen Mobilitätsverhaltens ebenso notwendig wie eine zukunftsorientierte Siedlungs- und Verkehrsplanung, die Verkehrsvermeidung und umweltfreundliche Verkehrsträger in den Fokus nimmt, schreibt das UBA. Auch die Europäische Kommission hat sich mit ihrer „Strategie für ein klimaneutrales Europa“ vorgenommen, das europäische Mobilitätssystem bis zum Jahr 2050 zu dekarbonisieren, also treibhausgasneutral zu gestalten.

Und für all diese Ziele sind Informationen erforderlich, Daten, die Auskunft über Mobilität in ihrem Ist-Zustand geben. Deshalb ermöglichen erst Big Data in der Mobilität Fortschritte bei der Mobilitätsplanung und -gestaltung. „Digitale Daten sind der Schlüssel für eine neue effiziente, klimaschonende und umweltfreundliche Mobilität“, macht denn auch der grüne baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann deutlich. Er betont, dass „das Abbild des Verkehrsgeschehens in Bits und Bytes“ jetzt schon neue nachhaltige Mobilitätsformen ermögliche. Denn dies sei die Grundlage für den Betrieb von Navigationssystemen, stelle eine Voraussetzung für einen funktionierenden öffentlichen Personenverkehr dar und biete Testmöglichkeiten für Zukunftstechnologien, zählt Kretschmann auf. Er sieht gerade für diese zukünftigen Anwendungen in sicheren und öffentlich verfügbaren Mobilitätsdaten sogar einen Standortvorteil.

Objektive aktuelle Mobilitätsdaten sind nach Einschätzung von Experten für die Gestaltung von nachhaltigen Mobilitätskonzepten für die Zukunft nicht zuletzt auch deshalb unerlässlich, weil sie Aufschluss über Mobilitätsmuster sowie auch dahinterliegende Mobilitätsbedürfnisse und -zwänge geben. Big Data in der Mobilität sind ebenso relevant in Bezug auf mögliche Umstiegs- und Vermeidungspotenziale von Wegen und Transporten. Mehr Nachhaltigkeit in der Mobilität bedarf einer effizienteren Organisation des Verkehrs durch Vermeidung von Wegen und ihren Anlässen – und dazu sind Informationen und Wissen über die Entstehung von Verkehr notwendig: Mobilitätsdaten.

Die Gestaltung zukünftiger nachhaltiger Mobilität basiert somit wesentlich auf Datensammeln, aber nicht nur. Vielmehr eröffnen die Analyse und Verwertung von Mobilitätsdaten Optionen auf bessere Verkehrssteuerung und mehr Effizienz in der Mobilität, wie die Studie des Goslar Instituts zu „Big Data in der Mobilität“ ausweist. Deshalb kommen die Verfasser dieser Untersuchung auch zu dem eindeutigen Schluss: Der Wert von Mobilitätsdaten, auch unter Nachhaltigkeitsaspekten, ist viel zu hoch, als dass man diese nicht nutzen sollte.

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