Tatsächlich basieren die Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes auf allen Personen, die im Berichtszeitraum am Straßenverkehr teilgenommen haben. Das bedeutet, dass die Anzahl der registrierten Regelverstöße respektive Ordnungswidrigkeiten, nicht nur alle Fahrerlaubnisklassen einbezieht, sondern auch alle Rad- und Rollerfahrer sowie Fußgänger. Nimmt man allein den weiblichen Anteil an allen Führerscheinen, so lag dieser nach Angaben der Statistiker am 1. Januar 2021 bei 42,6 Prozent. Das spricht aus Sicht von Kommentatoren der KBA-Zahlen für ein ziemlich ausgeglichenes Verhältnis der Geschlechter an der Gesamtzahl der Verkehrsteilnehmer.

Insofern dürfen die erhobenen Daten demnach als aussagekräftig gelten. Und daraus ergibt sich, dass Männer über alle Verkehrsvergehen hinweg in der Mehrheit sind. Bleiben wir bei den Geschwindigkeitsverstößen: Hier ist das Verhältnis Männer/Frauen mit 78 zu 22 Prozent eindeutig zu Ungunsten der männlichen Verkehrsteilnehmer. Und dieser Trend setzt sich bei anderen wesentlichen Verkehrsdelikten fort. So machen Männer fast 87 Prozent der Alkoholsünder aus, Frauen dementsprechend nur gut 13 Prozent. Verstöße gegen die Vorschriften beim Überholen, Begegnen und Vorbeifahren gehen zu 88 Prozent „auf die Kappe“ der männlichen Beteiligten am Straßenverkehr, der Frauenanteil liegt hier bei 12 Prozent.

Auch beim Thema Sicherheitsabstand schneiden die Männer mit knapp 82 Prozent der Regelverstöße nicht eben vorbildlich ab – im Gegensatz zu den gut 18 Prozent der weiblichen Verkehrsteilnehmer. Und bei den ebenfalls recht häufigen Handydelikten liegen die Männer mit knapp 74 Prozent ebenfalls klar vor den Frauen mit rund 26 Prozent. Bei der gleichfalls relativ hohen Zahl der Rotlichtverstöße haben die männlichen Verkehrsteilnehmer mit 68 zu 32 Prozent auch die Nase ziemlich deutlich vorn. 

Summa summarum ergibt sich aus den aktuellen Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes für das Jahr 2020 ein ziemlich deutliches Übergewicht der Männer bei den Verkehrsdelikten in Deutschland. Und diese Verstöße gegen geltende Regeln sind vielfach die Ursachen für Verkehrsunfälle – mit im ungünstigsten Fall verletzten oder gar getöteten Personen.

Müssen Männer daher – meist entgegen ihrer eigenen Wahrnehmung – als die schlechteren Autofahrer gelten? Zumindest fallen sie im Straßenverkehr als die risikofreudigeren und aggressiveren auf, wie Studien ausweisen. So kommt eine Untersuchung der Unfallforschung der Versicherer (UDV) aus dem Jahr 2020 zu Aggressivität am Lenkrad zu dem Ergebnis, das Problem sei insbesondere männlich. Männer zeigten häufiger aggressives Verhalten als Frauen, fasst UDV-Chef Siegfried Brockmann die Resultate der eigenen Untersuchung zusammen. Demnach versucht etwa rund jeder fünfte Mann am Steuer, sich mit Lichthupe oder Blinker freie Bahn zu verschaffen, aber nur jede zwanzigste Frau. 

Viele männliche Kraftfahrer sollen der Ansicht sein, dass die Straße ihr Territorium sei und sie deshalb ihre Ansprüche durchsetzen dürften, heißt es in psychologischen Studien. So gaben gegenüber der UDV nahezu 30 Prozent von Befragten an, sie „müssten“ drängeln, wenn ein Auto vor ihnen bummelt. Diese „herrischen“ Zeitgenossen versuchen zudem, das eigene Fehlverhalten als Reaktion auf vermeintlich unzumutbare Behinderungen durch andere Verkehrsteilnehmer oder Einschränkungen durch Vorschriften zu rechtfertigen. Und aggressiv sind immer nur die Anderen …

In einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der deutschen Versicherungswirtschaft zur Stimmung auf deutschen Straßen gab rund jeder siebte Befragte zu, dass Drängeln zu seinem persönlichen Fahrstil gehöre. Noch mehr äußerten, absichtlich dicht aufzufahren, um andere Fahrer von der Überholspur zu vertreiben. Auch hier nervt immer der Andere, weil er im Weg ist.

Nach Einschätzung der UDV nimmt die Aggressivität auf Deutschlands Straßen insgesamt zu, nicht zuletzt auch deshalb, weil diese mit immer mehr Fahrzeugen bevölkert und dementsprechend verstopft sind. Und darauf scheinen Männer „unwilliger“ zu reagieren als Frauen – auch in Form von Regelverstößen.

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