Wissenschaftler führen diese Unsitte unter dem Begriff „Littering“, der vom englischen Verb „to litter“, zu Deutsch Abfall wegwerfen, abgeleitet wurde. Entsprechend steht „Littering“ für den Trend zum Vermüllen des öffentlichen Raums durch meist kleinteilige Abfälle wie unter anderem auch Einwegbecher oder Einwegverpackungen. Jedes solcher Müllstücke wird von den Verursachern dieses Abfallaufkommens – und nicht nur von ihnen – oft als vergleichsweise unbedeutend kleingeredet: „Was macht das schon aus?“ Doch auch in diesem Fall ist die Menge davon ausschlaggebend: Der widerrechtlich weggeworfene Abfall verursacht inzwischen Kosten in zigfacher Millionenhöhe. Ganz abgesehen von der Belastung für Umwelt und Natur…

Und die währt meist erheblich länger, als viele Umweltsünder möglicherweise annehmen. So finden etwa eine Bananenschale oder ein Apfelrest, die aus dem Auto geworfen werden, nicht „zurück zur Natur“, wo sie dann „biologisch abgebaut“ werden. Vielmehr benötigt eine Bananenschale ganze drei Jahre, bis sie zerfallen ist. Sie stellt damit allerdings eher noch eine „Kurzzeitbelastung“ dar. Denn der Zerfallsprozess bei einem Kaugummi dauert fünf Jahre, bei einer Zigarettenkippe sieben Jahre, bei Plastikflaschen bis zu 1000 und bei Glas bis zu 4000 Jahre, wie Experten warnen. Wenn der auf die Straße geworfene Abfall also nicht weggeschafft würde, sammelten sich dort wachsende Müllberge an, die wiederum auch den Verkehr gefährden könnten.

Nach Berichten der Polizei werden zudem auch größere Abfälle auf Straßen oder an Straßenrändern illegal entsorgt. So finden die Beamten nicht selten ganze Mülleimer oder Müllsäcke, die aus fahrenden Autos geworfen wurden. Solche „wilden“ Abfälle können schnell zu einem erheblichen Risiko für die Verkehrssicherheit werden. Kein Wunder also, dass die Straßenbehörden, die Polizei und die Automobilclubs immer intensiver vor der „Vermüllung der Straßen“ warnen.

Das hat inzwischen den Gesetzgeber auf den Plan gerufen, der die Strafen für das Wegwerfen von Müll aus dem Auto spürbar erhöhte. Wobei die Bußgelder unterschiedlich hoch ausfallen, weil Umwelt- und Naturschutzrecht Ländersache ist. So kann, wer Müll aus dem Autofenster wirft, in Deutschland je nach Bundesland verschieden streng bestraft werden. Da reicht die Skala von 5 bis 10 Euro in Mecklenburg-Vorpommern für das Wegwerfen einer Zigarettenschachtel oder von Aschenbecherinhalt bis zum Wegwerfen von Scherben in Hamburg für bis zu 1.000 Euro. In der Regel sehen die jeweiligen Verbotstatbestände einen Bußgeldrahmen und keinen exakten Satz vor. Wer in Baden-Württemberg Zigarettenschachteln und -kippen, Kaugummi oder Verpackungsmaterial unterwegs aus dem Auto wegwirft, kann mit Strafen zwischen 50 und 250 Euro belangt werden. In Bayern kostet eine weggeworfene Zigarettenschachtel 20 Euro, in Nordrhein-Westfalen 10 bis 25 Euro und im Saarland 10 bis 100 Euro.

Wem diese Bußgelder möglicherweise zu hoch erscheinen, der sollte sich vergegenwärtigen, dass nach Berechnungen der TU Darmstadt die Kosten für die Beseitigung von illegal weggeworfenem Abfall hierzulande pro Kilometer Land- und Bundesstraße bei rund 9.000 Euro liegen sollen. Bei 12.800 Autobahnkilometern in Deutschland bedeute dies rund 115 Millionen Euro extra, verdeutlicht die Hochschule. Als Hauptverursacher dieses Müllproblems haben Forscher der Berliner Humboldt Universität übrigens junge Erwachsene zwischen 21 und 30 Jahren ausgemacht – gefolgt von Jugendlichen im Alter von 14 bis 20 Jahren sowie älteren Erwachsenen über 50 Jahren.

Gleich welchen Alters sollten Autofahrer jedoch eigentlich in der Lage sein, Abfälle, die während der Fahrt mit dem Auto anfallen, zu sammeln und alle zusammen an einer dafür vorgesehenen Stelle zu entsorgen. Damit leisten sie nicht nur Natur und Umwelt sowie der Verkehrssicherheit einen wertvollen Dienst, sondern tun gegebenenfalls auch ihrem Portemonnaie einen Gefallen.

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