Das merken die Kfz-Versicherer ebenfalls, weil die Kosten für Fahrzeugreparaturen wegen der immer teureren Ersatzteile spürbar nach oben geschnellt sind – und damit die Ausgaben der Versicherungsunternehmen für die Regulierung von Schäden. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) verdeutlicht dies anhand markanter Zahlen: „Im Jahr 2013 kostete die Kfz-Haftpflichtversicherer ein Pkw-Sachschaden im Schnitt noch rund 2.400 Euro. In diesem Jahr könnten wir schon die Marke von 2.700 Euro reißen“, sagt der Leiter Kraftfahrt-Statistik im GDV, Jörg Schult.

Dafür sind demnach nicht zuletzt die immer teureren Ersatzteile verantwortlich. So ergab eine Untersuchung des GDV, dass die Preise für Pkw-Ersatzteile seit Januar 2013 im Durchschnitt um ein Fünftel zulegten. Noch krasser erscheinen die Kostensteigerungen im Detail: So verteuerten sich Rückleuchten laut GDV um 40 Prozent, Kofferraumklappen um fast 30 Prozent. Zur besseren Einordnung: Im selben Zeitraum legte der Verbraucherpreis-Index nur um rund 3,5 Prozent zu. Damit gehören Auto-Ersatzteile eindeutig zur Kategorie der Preistreiber.

Und diese Entwicklung scheint noch nicht an ihrem Ende angekommen zu sein. Denn der GDV geht für die Zukunft davon aus, dass die zunehmende Verbreitung von Assistenzsystemen die Auto-Reparaturkosten weiter in die Höhe treiben wird. Dazu verweist der Verband exemplarisch darauf, dass für die elektronischen Helfer beim Ersatz beschädigter Scheiben auch Kameras und Sensoren ausgetauscht und die Systeme neu kalibriert werden müssen. Das soll den Austausch einer Windschutzscheibe um rund 30 Prozent verteuern. Unterm Strich wird dies laut einer kürzlich vom GDV veröffentlichten Studie zu den Auswirkungen von Fahrerassistenzsystemen und automatisierten Fahrfunktionen dazu führen, dass die Reparaturkosten in der Kfz-Haftpflichtversicherung bis 2035 allein durch Fahrerassistenzsysteme um bis zu acht Prozent, in der Kaskoversicherung um bis zu zehn Prozent steigen.

Doch das sich immer schneller drehende Preiskarussell bei den Fahrzeugersatzteilen besorgt nicht nur die Versicherer, sondern auch Automobilklubs und Verbraucherschützer. Sie fordern seit Jahren, den sogenannten Designschutz für originale Autoersatzteile abzuschaffen, um Verbrauchern eine Alternative zu teuren Originalen in Form von günstigen, aber qualitativ hochwertigen Kopien zu eröffnen. Der Designschutz bestimmt jedoch hierzulande, dass beim Ersatz sichtbarer Autoteile nur Originalersatzteile vom Fahrzeughersteller verwendet werden dürfen. So muss etwa bei einem simplen Blechschaden ein Kotflügel immer gegen einen neuen der jeweiligen Fahrzeugmarke ausgetauscht werden, obwohl der freie Ersatzteilmarkt günstigere Alternativen anbietet, die nicht schlechter als das Original sein müssen. Doch es ist nur ein Ersatz durch originale Teile erlaubt, bei Kotflügeln ebenso wie bei Motorhauben oder Scheinwerfern. Das macht Reparaturen zum Teil unnötig kostenintensiv.

Aus Sicht der Verbraucherorganisationen und der Automobilverbände sollte der Konsument stattdessen die freie Wahl haben, ob er Originalersatzteile in seinem Fahrzeug haben will oder hochwertige Fremdprodukte. Und dies nicht nur unter dem Aspekt, dass zum Beispiel Karosserieteile eines VW Golf innerhalb von sechs Jahren um 40 Prozent teurer wurden, während die Preise für andere Ersatzteile von Fremdherstellern im selben Zeitraum nur um zwölf Prozent stiegen, wie der ADAC bereits 2013 errechnete. Die Verbände kritisieren daher, dass der Designschutz, der eigentlich vom Gesetzgeber dazu gedacht war, Verbraucher vor minderwertigen Nachbauten zu schützen, von den Autoherstellern inzwischen ausgenutzt werde, um mit überteuerten Originalteilen richtig abzukassieren.

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